Auszüge aus den Romanen
"Im Theater wurde es nach langem Zuwarten endlich dunkel. Die letzten Stimmen des aufgeregten Publikums verstummten und es vergingen nur noch wenige Augenblicke bis der purpurrote hauchdünne Vorhang, der den Nachthimmel darstellte und bis zur Undurchsichtigkeit mit Wolken bemalt war, sich langsam zu öffnen begann".
(Der Zeugenmacher)
"Maries Augen scheinen mir immer ein Geheimnis zu verraten. Sie verbergen ein Mysterium. Vielleicht ist das der Grund, weshalb ich ihre Augenpartie minutenlang ununterbrochen betrachten kann, so als ob ich verzweifelt versuchen würde, ein Rätsel zu lösen. Dabei denke ich unzählige Male, wie sehr ich sie begehre. Ihre Gesten sind geschmeidig, ihr Körper zartgliedrig, selbst ihre widerspenstigen braunen Haare, von denen stets eine Strähne auf ihre rechte Wange fällt, sind für mich die sinnlichsten Haare, die eine Frau haben kann".
(Der Zeugenmacher)
"Ich musste an einen Satz von Theodor W. Adorno in Minima Moralia denken: Kunst ist Magie – befreit von der Lüge, Wahrheit zu sein. Das Gericht ähnelt einem Theater, einem Schauspielhaus: Die Verteidiger, der Staatsanwalt, die Richter, ja sogar der Angeklagte und die Zeugen spielen eine Rolle, eine zumeist vorgegebene Rolle".
(Der Zeugenmacher)
"Nachdenklich blickte er zur hohen, mit einer azurblauen Farbe verputzten Decke der Questura von Syrakus. Er blinzelte, der salzige Schweiß rann ihm in die Augen und verursachte einen leichten brennenden Juckreiz, welcher ihm bewusst machte, dass das Erlebte kein Alptraum, sondern die nackte Wirklichkeit war".
(Die sizilianische Akte)
„Entscheiden?“, murmelte Gaetano vor sich hin. Dann schaute er seinen Vater an. „Wir glauben, dass wir uns stets entscheiden müssen, sind davon überzeugt, dass wir eine Entscheidung nach der anderen treffen …“, sagte er plötzlich und schmunzelte. „Doch in Wahrheit sind im Leben diejenigen Entscheidungen wichtiger, die wir nicht treffen wollen oder nicht treffen können.“ Nach einer kurzen rhetorischen Pause fügte er hinzu: „Meistens, weil wir einfach den Mut zu solchen Entscheidungen nicht haben“.
(Die sizilianische Akte)
"Marie wartete auf mich im stark besuchten Cafè Rossini. Sie hatte ihre Haare offenbar kurz davor gewaschen und nur halbwegs getrocknet. Sie war blass im Gesicht, schaute ausdruckslos aus dem Fenster und saß direkt unter einem großen Gemälde. Wäre ich ein Fotograf gewesen, hätte ich diesen melancholischen Moment festgehalten. Das Gesamtbild erinnerte mich an ein Gemälde von Edward Hopper, den Titel des Werkes hatte ich vergessen".
(Die sizilianische Akte)